Fuldaer Informationsdienst für angewandte Gesundheitswissenschaften und klinische Praxis
[erstellt 04/Sep/2008] [aktualisert 24/Mrz/2010]
Wie häufig sollte ein Wechselintervall bei einem liegenden latexbeschichteten Blasenverweilkatheter erfolgen?
In den Empfehlungen zur Vermeidung von Harnwegskatheter-assoziierten Infektionen aus dem Jahr 1999 spricht das Robert-Koch Institut (RKI) eine Empfehlung für die Verwendung von Latexsystemen für absehbar kurze Katheterisierungen mit einer zu erwartenden Dauer von bis zu fünf Tagen aus [1].
Die Recherchen bei einschlägigen Anbietern von Leitlinien und in den Datenbanken CINAHL und Cochrane Library ergaben, dass transurethrale Latexkatheter bei Vorliegen der entsprechenden Indikation und bei Ausschluss des Vorliegens einer Latexsensibilität nur für eine Kurzzeitharndrainage in Frage kommen. In der Literatur wird durchgängig empfohlen, bei jeder Anwendung von Blasenverweilkathetern die Herstellerangaben zur Liegedauer zu berücksichtigen. Ein regelmäßiger standardisierter Wechsel wird grundsätzlich nicht empfohlen.
Der Arbeitskreis Krankenhaus und Praxishygiene der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) empfiehlt in einer Leitlinie aus 2008 die Verwendung von Latexkathetern (nach Ausschluss einer Latexsensibilität) nur zum Zwecke der Kurzzeitdrainage mit einer Dauer von max. fünf Tagen. Produktinformationen von Herstellern kann entnommen werden, dass für silikonisierte Latexkatheter herstellerspezifisch eine Liegedauer von fünf bis maximal zehn Tagen empfohlen wird.
Alternativ können für eine Kurzzeitdrainage der intermittierende Einmalkatheterismus – dann Verwendung von Kathetern aus Polyvinylchlorid (PVC) – oder suprapubische Katheter eingesetzt werden. Für eine darüber hinausgehende Drainagedauer (> 5 Tage) sollen Vollsilikonkatheter (max. Liegedauer vier bis sechs Wochen je nach Hersteller) zur Anwendung kommen [2].
Für die Angabe der für den jeweiligen Kathetertyp geeigneten Verwendungsdauer muss zwischen unterschiedlichen Materialarten differenziert werden. Aus einem im Jahr 2006 veröffentlichten Bericht, der von dem Department of Health im NHS-System England/Wales im Rahmen der Kampagne zu den Risiken der Verwendung von latexhaltigen Materialien in der Gesundheitsversorgung unterstützt wurde, geht hervor, dass Latexkatheter ohne Beschichtung aufgrund des Risikos einer allergischen Reaktion überhaupt nicht mehr zur Anwendung kommen sollten [3].
In einer im Jahre 2004 veröffentlichten Best-Practice Empfehlung der Initiative NHS Quality Improvement zur Harnblasendrainage finden sich Hinweise auf die Nutzungsdauer von Kathetern, die einen Latexkern enthalten, der mit unterschiedlichen Materialien beschichtet bzw. ummantelt ist [4]:
In einer systematischen Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration aus dem Jahr 2008 haben Schumm und Lam [5] für einen Vergleich unterschiedlicher Kathetertypen hinsichtlich des primären Untersuchungsziels Reduktion von Harnwegsinfektionen die Ergebnisse aus 22 klinischen (n=5.236) und einer Langzeit-Beobachtungsstudie (n=27.878) zusammengefasst. In sechs dieser Untersuchungen wurden Vergleiche zum Infektionsrisiko bei Verwendung unterschiedlicher Kathetertypen durchgeführt (diese Studien stammen aus einem Zeitraum zwischen 1965 bis 1990). In zwei Studien wurde statistisch signifikanter Unterschiede zugunsten der Vollsilikonkatheter gegenüber hydrogelummantelten bzw. silikonisierten Latexkathethern hinsichtlich des Risikos für eine adverse urethrale Reaktion berichtet. In 9 der 22 berücksichtigten Studien konnte eine statistisch signifikante Reduktion der Infektionsrate sowohl für kurze als auch längere Drainagedauern bei der Verwendung von mit Silberlegierung beschichteten Kathetersystemen gegenüber unbeschichteten Systemen gezeigt werden.
CINAHL, Cochrane Library, Leitlinienanbieter
urethral, urinary, indwelling, catheter(ization), latex
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Diese Frage steht als pdf-download zur Verfügung:
http://www.findax.de/downloads/latexbeschichtete-blasenverweilkatheter.pdf
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